VAIVA GmbH - Safe Mobility

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Die eigene Herzensangelegenheit Realität werden lassen – Interview mit Bastian

Nina Mederer,

Die Anforderungen an Fahrzeugsicherheit sind schon heute enorm. Aber wie werden sich diese mit zunehmender Automatisierung von Fahrzeugen verändern? Um diese Frage zu beantworten, haben wir mit unserem Abteilungsleiter Bastian einen Blick in die Zukunft gewagt. Wir wie schon jetzt unseren Beitrag zur Vision Zero leisten und welchen ganz persönlichen Blick Bastian auf eine sichere Mobilität hat, durfte natürlich auch nicht fehlen.

Hallo Bastian, als Abteilungsleiter bei VAIVA beschäftigst du dich jeden Tag mit Fahrzeugsicherheit. Was bedeutet sichere Mobilität für dich?

Sichere Mobilität ist eine Herzensangelegenheit für mich, daher kann ich mich sehr mit der VAIVA Vision Zero identifizieren, die Zahl der im Verkehr getöteten Personen weitestmöglich zu reduzieren. Wir alle wollen mobil sein und dabei sicher an unserem Ziel ankommen.

Leider sterben im Straßenverkehr auch in Deutschland im Schnitt täglich mehrere Personen und dabei gehören wir in Deutschland global gesehen zu den Ländern mit relativ hoher Verkehrssicherheit. Die von uns entwickelten Funktionen helfen dabei, Unfälle durch Unterstützung des Fahrers oder automatische Interaktion zu vermeiden.

Sollte ein Unfall unvermeidlich sein, helfen die Funktionen dabei, nicht nur die Fahrzeuginsassen im Falle eines Crashes, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger und Radfahrer bestmöglich zu schützen.

Was ist der Schwerpunkt eurer Arbeit in deiner Abteilung „Safety 360° / Integrated Safety” und welchen Beitrag leistet ihr damit zur Vision Zero?

Wie der Abteilungsname bereits andeutet, betrachten wir die Fahrzeugsicherheit gesamtheitlich von der normalen Fahrsituation über kritische Situationen in denen der Unfall noch vermieden werden kann, weitergehend zur physikalischen Unvermeidbarkeit des Unfalls, den notwendigen Schutzsystemen bis hin zu Maßnahmen nach dem Unfall, die das Fahrzeug absichern und die Rettungskette informieren. Der Fokus in meiner Abteilung liegt dabei auf dem Zeitraum von der Unvermeidbarkeit bis hin zur Rettungskette, während die Partnerabteilung sich auf den Bereich der Unfallvermeidung konzentriert.

Auch wenn in der Unfallvermeidung natürlich das höchste Potential zum Schutz von Menschenleben liegt, werden sich Unfälle nie ganz vermeiden lassen. Unser Beitrag zur Vision Zero besteht daher darin, die am Unfall beteiligten Personen bestmöglich zu schützen.

Um eine optimale Schutzstrategie auswählen zu können, muss das Fahrzeug die vorliegende Situation klar erkennen bzw. im Idealfall bereits bestmöglich vorhersagen können. Hierzu entwickeln wir Crashprognosemodelle auf Basis von Fahrdynamikdaten und Crashsimulationen, und erweitern diese bis hin zum Insassen und dessen Verhalten in einer Notbrems- oder Ausweichsituation. Die Erkennung der Innenraumsituation vor und zu Beginn des Unfalls, und die Klassifizierung des Unfalls mit Hilfe der Crashsensorik sind hierfür weitere notwendige Bausteine. Diese Funktionalitäten entwickeln wir unter anderem mittels Machine Learning Methoden. Damit die Erkennungs- und Schutzsysteme wie geplant und fehlerfrei funktionieren, testen wir die Funktionen auf den Steuergeräten und sichern die Funktionalität damit ab. Ein weiterer Baustein, der immer mehr an Relevanz gewinnt, sind vernetzte Funktionen wie die Fahrzeug zu Umgebungs-Kommunikation. Diese Informationen, die das Fahrzeug mit anderen Verkehrsteilnehmern und der Infrastruktur austauscht, helfen nicht nur bei der Unfallvermeidung, sondern können auch nach dem Unfall zur Alarmierung der Rettungskette genutzt werden.

Wird sich die Sicherheit von Fahrzeugen und Insassen mit zunehmenden Automatisierungsgrad des autonomen Fahrens verändern, zum Beispiel, weil wir andere Sitzpositionen einnehmen?

Die Sicherheit von Fahrzeugen sollte sich natürlich grundsätzlich immer weiter verbessern um die Vision Zero zu erreichen. Gleichzeitig steigt allerdings mit neuen Freiheitsgraden, die die Fahrzeuginsassen erhalten könnten auch die Komplexität der Schutzfunktionen und der Aufwand an notwendigen Absicherungsmethoden exponentiell an.

Heutige Schutzsysteme sind z.B. nicht dafür geeignet eine liegende Person zu schützen, da das Risiko mit immer flacherer Position steigt, unter dem Dreipunktgurt durchzurutschen. Um eine solche Position zu ermöglichen, wäre daher ein anderes Schutzsystem erforderlich oder eine Funktion, die den Insassen bereits vor dem Crash in eine schützbare Haltung bringt. Außerdem eine Erkennung und Absicherung, dass zum Zeitpunkt des Crashes genau diese Position gerade vorliegt bzw. vorliegen könnte. Ähnliches gilt für drehbare Sitze, Arbeitspositionen oder ähnliche in aktuellen Zukunftsstudien gezeigten Visionen. Der Aufwand, dies mit herkömmlichen Methoden, also Crashtests mit Dummys abzusichern, wäre nicht mehr beherrschbar. Der Fokus muss daher vermehrt in Richtung virtueller Test- und Absicherungsmethoden gehen. Diese müssen qualifiziert, validiert und automatisiert werden um eine große und aussagekräftige Datenbasis in kürzester Zeit generieren zu können. Anschließend können diese Daten zum Beispiel mittels AI und ML-Methoden verarbeitet werden um die Komplexität hinter diesen Daten zu durchdringen und die notwendigen Schutzmaßnahmen abzuleiten.