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Sylvia im Portrait: Von Cinderella, Funktionsentwicklung und der Kompetenz im Konjunktiv

Theresa Ley,

Cinderella hat große dunkle Augen und lange, wallende blonde Haare, die einen schimmernden Rotstich haben – locker könnte sie Werbung für Haarshampoo machen. Sie ist 37 Jahre alt und wenn sie losrennt, dann zittert schon mal die ganze Erde. Sie misst zwar nur 1, 37 Meter, aber weiß genau wie sie sich durchsetzen kann. „Eigensinnig“ wäre ein mögliches Adjektiv, um sie zu beschreiben, aber auch „willensstark“. Es kommt wohl ganz auf die Perspektive an.

Die beste Perspektive und Rundumsicht hat vermutlich die VAIVA-Funktionsentwicklerin Sylvia, die die Dame seit ungefähr 31 Jahren kennt – die Rede ist von Sylvias Pony, von dem sie und mit dem sie viel gelernt hat. Eine ziemlich gute Perspektive hatte Sylvia beispielsweise, als sie noch vor einigen Jahren auf ihrem Pony geritten ist. Eigensinnig? Nein, Cinderella ist Prototyp des automatisierten Reitens und agierte manchmal auch ganz ohne Einwirkung der Reiterin.

Automatisiertes Reiten in der Freizeit, automatisiertes Fahren im Berufsleben: Sylvia entwickelt bei VAVIA seit mehreren Jahren Funktionen – aktuell für den proaktiven Insassenschutz im Projekt ‚Safety Cluster‘. „In erster Linie geht es darum, proaktiv Insassenschutzmaßnahmen bereits vor dem Crash zu aktivieren, um Unfallfolgen zu mindern.“ Dazu braucht Sylvia Vorstellungskraft und die Fähigkeit zum analytischen Denken – sie muss sämtliche Szenarien ableiten, die passieren könnten. Beispielsweise, dass die Insassen bei starkem Abbremsen nach vorne kippen und durch eine Straffung des Gurts in Position gehalten werden könnten – oder, dass sich ein Fahrzeug überschlagen könnte und durch das offene Fenster Steine, Verkehrsschilder oder sonstige Gegenstände in den Fahrzeuginnenraum eindringen und den Fahrer schwer verletzen könnten. In der Funktionsentwicklung ist sozusagen Kompetenz im Konjunktiv gefragt.

Klar und analytisch zu denken und damit auch argumentieren zu können, hilft der 43-Jährigen auch nach Feierabend: Nämlich, wenn sie ihrem vier- oder achtjährigen Sohn – der aktuell DJ werden möchte –  erklären muss, warum die beiden nicht noch länger am digitalen DJ-Pult spielen dürfen. „Dabei ist es doch auch wichtig, gut zu erklären, warum die beiden etwas nicht dürfen“, erklärt Sylvia lachend und in tiefstem Bayerisch. Die gebürtige Freisingerin versprüht mit jeder Silbe Herzlichkeit. Sogar, wenn sie über Projekte oder technische  Details spricht. Technologie und Wissen verpackt sie in einer geerdete Sprache – die Elektroingenieurin jongliert mit Wissen, aber beileibe nicht mit Arroganz. 

Gerade weil ihre Familie für Sylvia wichtig, liebt sie die Freiheit, die sie bei VAIVA erlebt. Nicht nur das Remote Arbeiten hilft ihr, sondern auch das Vertrauen ihres Chefs, die Arbeit so zu verteilen, dass es für ihren Familienalltag gut passt. So sehr Sylvia schätzt, mobil von daheim oder unterwegs zu arbeiten, so sehr fehlte ihr dann jedoch irgendwann der soziale Kontakt. „Mit Kindern ist man durchgetaktet – gerade, wenn man Teilzeit arbeitet, muss man sehr darauf schauen, zeitlich alles gut hinbekommen.“ Für einen kurzen Kaffeeplausch im Büro blieb Sylvia daher keine Zeit mehr – erst recht seit der Coronapandemie, als die Zusammenarbeit plötzlich vor allem im digitalen Raum stattfand. Eine Lösung musste her, fand die pragmatische Ingenieurin. Daher meldete sie sich beim „PartiPro“ – dem „Partizipationsprozess“ – bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von VAIVA die Chance erhalten, das Unternehmen aktiv mitzugestalten. „Veränderung passiert doch eher aus der Belegschaft heraus und nicht, wenn Dinge nur von oben vorgegeben werden.“  Problem erkannt, Problem gebannt: Im Rahmen des PartiPro konzipierte Sylvia gemeinsam mit einem Kollegen neue Dialogformate – das Elternfrühstück und das Kaffee-Roulette, das gerade bei VAIVA implementiert wird. Chapeau, Café Networking statt Café Latte. Und das digital.

„Selbst wenn einige der Maßnahmen aus dem PartiPro nicht klappen, ist die Möglichkeit, sich einzubringen so wichtig“, erklärt Sylvia. „Früher gab’s das nicht“.  Manchmal erhält Sylvias Bayerisch noch eine leichte Prise Sarkasmus: Zum Beispiel, wenn sie davon berichtet, wie ihr ‚Lieblingssatz‘ lauten würde: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Sylvia lacht. Sie mag auch nicht jede Veränderung, führt sie aus, aber die Welt drehe sich nun mal weiter. Für sie sei wichtig, dass auch mal ausprobiert und experimentiert wird. Und, noch wichtiger: „Scheitern gehört dazu“. Das kennt sie auch vom Umgang mit ihrer eigensinnigen Cinderella: „Wenn man so ein Pony besitzt und es an einem Tag einfach keine Lust hat…“ – es folgt ein bayerisches „Ja Mei“ – „ …dann muss man eben erstmal viel durchprobieren bis man eine Lösung findet, die dann auch funktioniert.“ Lösungen fallen eben nicht einfach vom Baum, auch wenn es eine echte Cinderella im Leben von Sylvia gibt.

Neben dem Bayerisch mit einer Prise Sarkasmus, ist es auch Sylvias Humor, der charmant und stetig hervorblitzt. Nicht immer offensichtlich, eher trocken-elegant und irgendwie nebenbei. Was sie noch für Träume hat? „Die Weltherrschaft“, antwortet Sylvia in einem Ton, als würde sie den Bedarf anmelden, neue Kugelschreiber zu bestellen. Eigentlich lebt sie ihren Traum, schließt sie ernst an. Sie ist zufrieden mit Familie, ihrem Job – und ihrem Pony.  Sylvia hat Tiere schon immer geliebt. Bis heute lernt sie viel von ihrem „Renterpony“, wie sie Cinderella liebevoll nennt: „Im Umgang mit Pferden kann man viel lernen – denn die Tiere reagieren sehr sensibel auf die Stimme oder Körpersprache“, erklärt Sylvia und ihre Augen lachen. Überhaupt: Die Funktionsentwicklerin spricht nicht nur lebendig, mit vielen Betonungen und facettenreichen Subtönen, die ein farbenfrohes Bild beim Zuhörer hinterlassen – sondern sie hat auch die Fähigkeit, mit ihren Augen und ihrer Mimik manche Inhalte zu betonen. Nuanciert, fein und stets subtil.  „Lernen ist auch bei uns im Team wichtig“, so Sylvia. In den Teamrunden mit Teamleiter Alexandru gibt es keinen Frontalunterricht, sondern viel Diskussion. Die Kolleginnen und Kollegen dürfen ihrem Team Einblicke geben, an was sie gerade arbeiten. „Das ist wichtig, denn so wissen wir, an welchen Fragestellungen die anderen im Team arbeiten – und wissen auch, wer uns weiterhelfen könnte, wenn man ein bestimmtes Problem hat“, erläutert Sylvia aus. Auch bei ihrem Jobstart hat Sylvia der Zusammenhalt im Team fasziniert. Vorher hatte sie in einer anderen Branche gearbeitet, am erste Arbeitstag verstand sie nichts von den vielen Fachabkürzungen: „Ich hatte noch nichts von der Materie verstanden.“ Sie schüttelt den Kopf und man sieht, wie sie sich kurz in der Erinnerung verliert. „Das Team hat mir geholfen, mich unterstützt – ohne, dass ich auch nur nachfragen musste. Niemand hatte mir je das Gefühlt gegeben, genervt zu sein. Es war einfach eine coole Zusammenarbeit.“ Coole Zusammenarbeit kennt Sylvia nicht nur von den eigenen Teammitgliedern, sondern auch von ihrem Abteilungsleiter, Hendrik,  den sie als „alten Hasen“ in der Funktionsentwicklung beschreibt. „Er ist jünger als ich, aber es kommt mir so vor, als sei er schon immer hier gewesen. Ich weiß gar nicht wie er das macht“, sagt sie lachend und man fragt sich selbst, wie die Elektroingenieurin es soeben gemacht hat,  in einem Gespräch Cinderella, einen alten Hasen, einen 8-jährigen DJ und ganz viel Leidenschaft für die Funktionsentwicklung unter einen Hut zu bringen– und das auf Bayerisch.

von Céline